Rubrik: Einrichtungsstile

Loft Living

Ein Trend geht um die Welt!

Alte Fabrikgebäude, grossflächige Räume, hohe Fenster, unverputzte Mauern, ein funktionales raues Ambiente und Möbel im Industrie Design. Genau so stellt man sich eine grosszügige Loft-Wohnung vor.

Auch wir können diesen Stil in unser Zuhause holen und ich erkläre euch gerne wie, aber zuerst noch ein kurzer Blick in die Vergangenheit:

Geschichte

Loft. Dieses Wort kommt aus dem Angelsächsischen und steht für Speicher bzw. Dachboden. Oder wird im Duden auch als „Lagerraum über einer Treppe“ bezeichnet. Doch vom „Lagerraum über einer Treppe“ bis hin zur Loft – einer Fabriketage die zur Wohnung umgenutzt wird – liegt ein langer Weg. Einen Teil davon möchte ich gerne heute mit euch bestreiten.

Unser Weg beginnt in den späten 40er Jahren in der USA. Genauer gesagt in SoHo, Manhattan. Das allgemein so bezeichnete „Loft-Living“ hat seinen Ursprung im Zusammenbruch der New Yorker Industrie. In der Nachkriegszeit produzierten sogenannte Billigmanufakturen viel zu teuer und verschwanden im Zuge der Deindustrialisierung von der Bildfläche. Was zurück blieb waren leere Lagerräume und Hafenspeichergebäude, für die niemand mehr eine Verwendung hatte.

Bald darauf wurden Künstler und kreativ Schaffende auf die überaus günstigen Domizile aufmerksam und funktionierten diese leerstehenden Lagergebäude kurzer Hand zu Atelier-Wohnungen um.

Das geschah zunächst auf illegale Weise, da diese „Umnutzung“ als Hausbesetzung galt und demnach auch strafrechtlich verfolgt wurde. Die Betten waren an Flaschenzügen aufgehängt oder wurden hinter Wandverkleidungen versteckt, um bei behördlichen Kontrollen kein Aufsehen zu erregen und somit einer Strafe zu entkommen.

Mitte / Ende der 50er Jahre erkannten die Liegenschaftseigentümer die Nachfrage der alten unkomfortablen Lagerhallen. Die ersten offiziellen Lofts wurden genehmigt und für rund 10 $ vermietet. An fliessendes Wasser und eine Heizung waren damals noch nicht zu denken. Dem Künstler Robert Rauschenberg, welcher 1953 einer der ersten war der eine „genehmigte“ Loft in Downtown Manhattan bezog, stand zum Beispiel lediglich ein Eimer und ein Wasserschlauch im Hinterhof zur Verfügung.

Das Wohnen in Lofts war bis in die 70er Jahre weder komfortabel noch hip. Dann aber wurden die Qualitäten der Lofts erkannt und diverse alte Fabrikgebäude wurden für gesellschaftliche und kulturelle Anlässe revitalisiert.

Doch erst als der Pop-Art-Künstler Andy Warhol mit seiner Factory für Aufsehen sorgte, gewann diese „neue“ Existenzform über New York hinaus an Popularität und zog grosses Interesse, nicht nur in kreativen Kreisen, nach sich.

Die neue Wohnform machte sich in London und wenig später auch via Hamburg auf dem europäischen Festland breit. Und bald wurde der Trend um die Welt getragen. Mit der hohen Popularität wuchsen auch die Ansprüche an die neue Wohnform und eine Wohnung ohne funktionierende Infrastruktur wie Heizung, fliessend Wasser in Küche und Badezimmer war sich nicht mehr wegzudenken.

Design

Klare Formen, Langlebigkeit und Funktion. Diese drei Eigenschaften stehen beim Design der Möbel sowie Leuchten des Industriellen Stils im Vordergrund. Durch ihre robuste und massive Art kommt die Einrichtung doch eher schwer daher.

Materialien

Die rohen und meist unbehandelten Materialien machen den rauen Charme des Industriellen Stils aus. Metall, Glas, Email, Beton, unbehandeltes Holz aber auch Leder und Textilien sind hier die Hauptdarsteller und glänzen mit ihrer ungeschminkten Einfachheit.

Und so wird’s gemacht:

Die gezielte Unvollkommenheit wird angestrebt.

Um den Industriellen Arbeiter-Charme in eure eigenen vier Wände zu holen, setzt am besten auf Möbel aus Metall, Holz und Leder und kombiniert diese mit textilen Elementen, um den eher rauen und kalten Stil, gemütlich und wohnlich zu gestalten.

Klar gibt es in etlichen Einrichtungshäusern Schränke, Sideboards, Tische und Leuchten im industriellen Vintage-Look, auf die man zurückgreifen kann und auch darf. Aber wie wär’s, mal einen Nachmittag lang durch die „Brockis“ in eurer Umgebung auf Entdeckungstour zu gehen? Bestimmt lässt sich hier mit etwas Geduld und Glück ein Schmuckstück aus alten Zeiten finden. Und wer weis, vielleicht kann euch sogar der oder die BrockibesitzerIn die Geschichte zu eurer Errungenschaft erzählen. Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert!

Zurück zum Wohnkonzept:
Rau, unperfekt und schnörkellos. So soll der Industrielle Stil daher kommen. Aber nicht immer muss die ganze Wohnung im Industriellen Look eingerichtet werden. Daher mein Tipp: Um den Loft-Charakter beizubehalten, verzichtet auf übermässige Deko und setzt eher auf den richtigen Material-Mix und einzelne, wertige Eyecatcher. Wie wäre es zum Beispiel mit einem alt eingesessenen Ledersessel, einem unbehandelten Holztisch mit Metallbeinen oder warum nicht einen alten Spind zum Wohnzimmerschrank umfunktionieren?

So, nun ist eure Kreativität gefragt und wenn ihr die erhaltenen Tricks gezielt einzusetzen wisst und vielleicht auch noch etwas von der Geschichtsstunde hängen geblieben ist, steht euch und dem „Loft-Living“ nichts mehr im Wege.

Viel Erfolg!

Wohnzimmer mit einem alten Holztisch im Vordergrund. Auf dem Tisch befindet sich eine dunkelviolette runde Vase mit einem Strauss Korn. Auf der Seite des Tisches befindet sich eine Schublade, am Kopf ein dunkler Lederstuhl. Im Hintergrund steht ein alter, grüner, dreitüriger Spind, welcher zu einem Wohnzimmerschrank umfunktioniert wurde.
Bildquelle: Couchstyle.de